Morgengebete und Gottesdienste
Zusätzlich zum täglichen Morgengebet um 8.30 Uhr feierten wir einen evangelischen Gottesdienst sowie eine römisch-katholische Messe.
Hymn Festival
Der Gemeindegesang ist seit der Antike eine geistliche Ressource. Während unserer Tagung bietet das Hymn festival eine hervorragende Gelegenheit, Einblicke in unsere Kirchenliedliteratur zu gewinnen. Bei der Auswahl der Lieder haben wir Wert auf die Mehrsprachigkeit und die Vielfalt der Konfessionen gelegt. Es kommt zum Ausdruck, was uns im Glauben verbindet, vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit. Das Hymn festival nähert sich der Kirchenliedpraxis mit Geist und Verstand: Wir stellen die Lieder und die verwendeten Quellen kurz vor und singen sie dann gemeinsam als Gemeinde. Die in Handschriften und Druckwerken dokumentierten Lieder werden zu einem lebendigen Gemeindegebet umgewandelt.
Konzert
Das Konzert war den alten Kirchenliedern und ihrer ein halbes Jahrtausend währenden Wanderung über Konfessionen, europäische Länder und Sprachkulturen hinweg gewidmet. Im Mittelpunkt stand das frühe 16. Jahrhundert, eine Zeit, in der die Entstehung von Kirchenliedtexten und -melodien eine nie dagewesene Intensität erreichte. Betrachtet man die Verbreitung Kirchenlieder in dieser Zeit, so zeigt sich, dass die Grenzen zwischen Ländern, Sprachen und Konfessionen nicht annähernd so unüberwindbar waren, wie es die politische und religiöse Geschichte vermuten lassen könnte. Auch bei der Entwicklung des Kirchenliedes wurden verschiedene Formen miteinander verknüpft: das Erbe des frühchristlichen Gesangs, mittelalterliche ‚Cantiones‘ und neu komponierte Lieder, Polyphonie und neue musikalische Formen mit der zunehmenden Beteiligung von Musikinstrumenten. Wir hörten die Vorlagen, Varianten und Transformationen der Lieder in Konfrontation mit ihrem heutigen Wortlaut hören, insbesondere nach dem Gesangbuch Evangelický zpěvník (2021). Es musizierten Irena Troupová (Sopran), Richard Šeda (Zink, Blockflöten) und Jiřina Marešová (Orgel, Positiv, Regal, Portativ).
Gesangbuchvorstellungen
Gesangbuchvorstellung – Vorstellung des neuen tschechischen evangelischen Gesangbuchs Evangelický zpěvník (2021) durch Ladislav Moravetz
Das neue Gesangbuch der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (hrsg. 2021) beinhaltet eine Vielfalt der Formen. Es ist gleichzeitig ein Produkt der innovativen Tradition und der ökumenischen internationalen Zusammenarbeit. Es soll für die verschiedenen Gottesdiensttypen, Andachten und auch den individuellen Gebrauch ein reiches Angebot anbieten. Es öffnet neue Wege der Spiritualität.
Vorstellung des neuen tschechischen lutherischen Gesangbuchs Hrad přepevný (2018) durch Lukáš M. Vytlačil
Das Gesangbuch Hrad přepevný („Mächtige Festung“) wurde 2018 als erstes offizielles Gesangbuch der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Tschechischen Republik veröffentlicht. Der Vortrag befasst sich mit der Entstehungsgeschichte dieses Projekts, der Struktur des herausgegebenen Repertoires, der konfessionellen Profilierung und Beispielen für Editionsprobleme.
Führung in der Strahov-Bibliothek
Die Strahov-Bibliothek (tschechisch ‘Strahovská knihovna’) ist die Klosterbibliothek des Klosters Strahov (tschechisch ‘Strahovský klášter’), einer 1143 gegründeten Prämonstratenserabtei. Die Bibliothek ist seit ihrer Gründung Teil des Klosters, wobei ihre Geschichte bis zum 16. Jahrhundert leider nur in groben Zügen bekannt ist. In ihrer heutigen Form besteht die Strahov-Bibliothek aus zwei Sälen, die zu den schönsten Bibliothekssälen der Welt zählen. Der Theologische Saal wurde in den frühen 1670er Jahren erbaut, während der größere Philosophische Saal zwischen 1782 und 1797 errichtet wurde. Der historische Teil der Bibliothek umfasst über 200.000 Bände, darunter mehr als 3.000 Handschriften und 1.500 Inkunabeln. Das älteste Buch der Bibliothek ist das Strahov-Evangelienbuch, das um 860 in Tours geschrieben wurde. Die Exkursion beinhaltete eine Führung durch die beiden Bibliothekssäle, die normalerweise für Besucher nicht zugänglich sind. Das Strahov-Kloster bietet außerdem einen der schönsten Ausblicke auf die Prager Burg und das Stadtzentrum.
Workshop „Paperless singing“ mit Ekaterina Porizko
Das Singen ohne Noten ist eine der frühesten Formen des Musizierens. Die Übertragung von Melodie und Text durch den Gesang des Sängers war über viele Jahrhunderte hinweg die einzige Möglichkeit, Musik zu verbreiten. Mit der Zeit begann man, Melodien aufzuzeichnen, aber der Zugang zu diesen Aufzeichnungen war nur dem führenden Musiker in der Gruppe vorbehalten, da das Notenlesen eine elitäre Fähigkeit war. Die Reformation und der Buchdruck veränderten diese Situation grundlegend. Noten wurden zunehmend zugänglicher. Doch das Auswendigsingen, das Singen ohne Noten und die Improvisation sind heute elitäre Fähigkeiten geworden – nicht weil sie schwierig sind, sondern weil wir es nicht gewohnt sind. Das Singen ohne Noten ist wie ein Kinderspiel: spannend, emotional und fesselnd. Für Gottesdienste ohne Kirchenmusiker kann es zudem künftig sehr hilfreich sein. Wie singt man ohne Noten? Wie singt man auswendig? Warum ist das nicht dasselbe? Und wie kann man Sänger motivieren, etwas Neues auszuprobieren?